Nachlese zum Festival „Musik und Polotik – 2014“ (20.-23. Feb.); Ein Text von R. Forman

Wieder ist ein Festivaljahr vorbei, im neuen Format als Festival Musik und Politik schon das 15. seiner Art.

Die vier Tage sind nun schon fast traditionell besetzt, der Kabarettdonnerstag, diesmal mit dem in Berlin lebenden Thomas Franz aus Bayern und der Potsdamer Schwarzen Grütze, die nicht nur mit ihrem Wortwitz das leider noch nicht ganz so zahlreiche Publikum begeisterten.

Dann der Liederbestenlistenfreitag, wo allerdings nicht wie geplant der Preisträger jener Liste durchs Programm führen konnte, weil in Lateinamerika. Auch sonst wurde noch ein bisschen hin-und hergetauscht, so ist der zukünftige Förderpreisträger und Österreicher Christoph Theußl noch schnell für Maike Rosa Vogel eingesprungen, die ausgerechnet noch vor dem Festival Mutter wurde ! – aber sie war ja auch schon im letzten Jahr beim Festival. Dominique Plangger aus Südtirol sang sicher gut gemeinte, aber manchmal ein wenig zu pathetische Lieder zur Gitarre. Schnaps im Silbersee zeigten, dass das gute alte Liedermachen noch nicht ganz so tot ist wie geglaubt, auch wenn man mancherorts jetzt Liedermaching dazu sagt.

Eine wichtige Diskussion zum Thema Abzocke und Urheberrecht leiteten  am Samstag-Nachmittag die Musiker Michael Zachzial (von den Grenzgängern) und Scarlett O‘. Beide wurden selbst Opfer von geschäftstüchtigen Anwälten, die – zusammen mit einigen ebensolchen Journalisten – Geld von Künstlern für auf deren eigenen Webseiten zitierte Presseveröffentlichungen herausschlagen wollen. Jetzt soll es– auch zur Wahrung des Rechtes der Künstler an der eigenen Persönlichkeit –  eine Petition gegen diese Abzockepraxis geben.

Am Sonnabend Abend dann das  internationale Konzert, im Vorprogramm die Boxhagener Stadtmusikanten im Foyer, bis es so voll wurde, dass das Publikum in den Saal gelassen werden musste. Dann das Premierenprogramm der Grenzgänger mit sehr authentischen zeitgenössischen  Liedern zum 100. Jahrestag des ersten Weltkrieges. Zum Abschluss des Abends die italienische Band Casa del Vento, die mit ihrer Spielfreude und Engagement überzeugte und den Saal fast zum Tanzen brachte, doch auch die Wabe musste irgendwann schließen…

Das Festival war bis dahin eher von alpenländischen Dialekten geprägt (Bayern, Österreich, Südtirol),  so kann man der Veranstaltung eigentlich nicht mehr vorwerfen “ostlastig“ zu sein. Einen Bezug zu ostdeutscher Geschichte gab es allerdings am Sonntag, als an jene Veranstaltung von vor 25 Jahren erinnert wurde, wo sich am 2. Dezember 1989 die Türen öffneten und ausgebürgerte wie gebliebene Liedermacher und auch Funktionäre u.a. mit Pfarrer Schorlemmer an einem  Tisch saßen und gemeinsam diskutierten. Schorlemmer leitete  auch diese Diskussion, einige der damaligen Teilnehmer (Barbara Thalheim, Bettina Wegener) waren auch heute da. Dabei ging es allerdings auch um die aktuelle Situation von Künstlern – die heute sicher nur „anders schwierig“ ist, als damals. Einen Abschluss fand das Festival mit dem außerordentlich gut besuchten Abend-Konzert mit Putensen, Volkmann, dem Erich Fried-Chor und All you need is Lied.

Es lassen sich gar nicht alle Facetten dieser vier Tage aufzählen. Verwiesen sei noch auf die (ausleihbare) Ausstellung zum Thema „Lieder und Leute“ – (schade, man hätte eine Lupe zum Lesen des Kleingedruckten gebraucht), das Liederkino oder oder auch auf die wunderbaren Fotos zum Gedenken an Pete Seeger beim Festival des politischen Liedes 1986 im Foyer der Wabe.

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